Home » Meldungen

Die Anfänge der Technik

5 Februar 2006 Keine Kommentare

“Selbst die Antike, der immerhin zugebilligt wird, beachtliche Hochkulturen hervorgebracht zu haben, gilt hinsichtlich ihrer technischen Entwicklung als ein Zeitalter, dem Dynamik und jegliche Tendenz zu einer Veränderung der Verhältnisse fehlen. Doch dieses Bild bedarf der Korrektur”, schreibt Helmuth Schneider, Historiker an der Universität Kassel. Am Beispiel der Mühle, der Weinpresse, des Glases und der Architektur zeigt er, dass die griechisch-römische Zivilisation der Antike sehr wohl zu weitreichenden Innovationen fähig war. In ihrem Grundgedanken, mithilfe der Technik eine für den Menschen nützliche “zweite Natur” zu schaffen, steht sie dem Industriezeitalter näher, als viele glauben.

Dass dessen Neuerungen nicht ohne technische Vorläufer sind, quasi auf den Errungenschaften älterer Epochen aufbauen, zeigt ein Blick auf das Auto. In ihm kommen verschiedene technische Konzepte zusammen, die zum Teil schon uralt ist. So sind der Verbrennungsmotor ohne die Entdeckung des Feuers, das Getriebe ohne die Erfindung des Rades undenkbar.

Doch nicht immer müssen technische Innovationen Kulturen stärker und stabiler machen. Der Anthropologe Jared Diamond mahnt vielmehr: “Technik ist öfter das Problem als die Lösung”, und demonstriert dies an den Kühlmitteln von Kühlschränken. Jede Innovationsstufe brachte hier ökologische Probleme mit sich. Im Unterschied zu früheren Zeiten hätten wir aber die Möglichkeit, aus den gut dokumentierten Schicksalen früherer Zivilisationen, die an ihrem technischen Machtzuwachs zugrunde gingen, zu lernen, zeigt sich Diamond verhalten optimistisch.

Eine Hochkultur, die vor allen anderen auf der Welt bahnbrechende Erfindungen machte, ist die chinesische. Sie ging zwar nicht zugrunde, machte jedoch im 15. Jahrhundert nicht den damals vorstellbaren Schritt hin zu einer eigenen industriellen Revolution. Die Gründe liegen sowohl in innenpolitischen Machtkämpfen als auch in einem anderen Verständnis davon, was die Technik leisten soll. Anders als im Europa der Antike oder der Neuzeit ging es nicht um die Verbesserung der widrigen Natur, sondern darum, die Harmonie zwischen Mensch und Welt zu fördern.

Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung eines Artikels von Niels Boeing in Technology Review, Nr. 02/2006